Brief an die DFL-Topzuschlag FC Bayern

Sehr geehrter Herr Dr. Rauball,

wir, der Arbeitskreis Fandialog des FC Bayern München, wenden uns an Sie als Präsident des Ligaverbandes bezüglich der seit Jahren stetig steigenden Eintrittspreise, explizit den sogenannten Topspielzuschlägen.

Bevor wir unser Anliegen genauer erläutern, möchten wir uns kurz vorstellen:
Der Arbeitskreis Fandialog ist ein Zusammenschluss von Fanclubs und Fanorganisationen des FC Bayern, der es sich in Zusammenarbeit mit der Fanbetreuung des FC Bayern München zur Aufgabe gemacht hat, die Interessen der Fans des FC Bayern zu vertreten, im direkten Kontakt mit dem Verein zu Lösungen zu finden, Verbesserungen auszuarbeiten und möglichen Problemen vorzubeugen.

Nun zu unserem Anliegen. Die stetig steigenden Eintrittspreise bei Bundesligaspielen sind Ihnen sicherlich nicht entgangen, spätestens beim Boykott von mehr als 1.600 Fans der Borussia aus Dortmund beim Derby in Gelsenkirchen wurde auch der Letzte auf die Thematik aufmerksam. Die Wichtigkeit des Themas Eintrittspreise wird hier ganz besonders deutlich, wenn Sie sich in die Lage von Fans versetzen, für die das Derby immer wieder das Spiel des Jahres ist!

Fußball ist der Volkssport Nummer eins in Deutschland und so sollte es unserer Meinung nach jedem Fan, egal aus welcher Schicht der Gesellschaft, finanziell möglich sein Spiele seines Lieblingsvereins zu besuchen. Viele von uns gingen in früheren Jahren das erste Mal mit Vater oder Großvater und Geschwistern ins Stadion, was einem auch nach Jahrzehnten unvergessen blieb. Wenn man betrachtet, welche Kosten entstehen, wenn heute Familien ein Fußballspiel besuchen und dies mit früheren Jahren vergleicht, ist der Kontrast kaum vorstellbar. Für die Kosten des Besuchs eines Bundesligaspiels mit 3 Sitzplatzkarten, Verpflegung im Stadion sowie Parkgebühren kann eine Familie auch eine Woche in den Urlaub fahren und wird es sich da nochmal überlegen, ob man denn wirklich unbedingt zum Besuch eines Bundesligaspiels fahren soll. Dies steht in keinem Verhältnis mehr. Die Anhebung der Preise für Eintrittskarten ist seit mehreren Jahren weit über der Inflationsrate und irgendwann eben einfach nicht mehr tragbar, sofern man jedem Fan in Deutschland einen Spielbesuch ermöglichen will. Daran sollten Sie als Funktionär des Volkssports Fußball doch ein gesteigertes Interesse haben, schließlich gehen wir davon aus, dass Sie sich der sozialen Verantwortung und der gesellschaftlichen Bedeutung des Fußballsports bewusst sind.
Die Kosten des Besuchs eines Fußballspiels werden in den letzten Jahren durch eine weitere Entwicklung in die Höhe getrieben. Die Vereine erheben zunehmend - man kann schon fast sagen inflationär - so genannte Topspielzuschläge. Wir als Fans des FC Bayern München sind von diesem Topspielzuschlag so betroffen wie keine anderen Fans in Deutschland. Für jeden Verein der Bundesliga ist das Heimspiel gegen den FC Bayern das Topspiel der Saison, die Karten sind stets begehrt und nahezu überall wird mit ausverkauftem Haus gerechnet. Uns ist auch klar, dass ein Spiel gegen den FC Bayern eine Besonderheit darstellt, worüber wir auch sehr froh sind und dass für solche Topspiele auch ein Preiszuschlag in gewissem Maße vertretbar ist.
Für uns als Gästefans stellt dies aber nichts anderes dar als eine Ungleichbehandlung. Die Fans des FC Bayern zahlen bei fast jedem Bundesligaspiel den Topspielzuschlag und werden somit viel öfter zur Kasse gebeten, als jeder andere Fan in Deutschland.

Den Vergleich bleiben wir Ihnen natürlich nicht schuldig: In der Saison 2008/2009 zahlten die Fans des FC Bayern im Bremer Weserstadion für einen Stehplatz 16,- Euro, die Fans des VfL Bochum lediglich 11,- Euro, beim Hamburger SV zahlten die Bochumer Fans 7,- Euro weniger als die Fans des FC Bayern (19,- Euro FC Bayern, 12,- Euro VfL Bochum). Auch in Stuttgart und Mönchengladbach wurden den FCB-Fans jeweils 5 Euro mehr abgenommen als dem Bochumer Anhang. Im Berliner Olympiastadion betrug der Unterschied gar 10,- Euro (21,- Euro FC Bayern, 11,- Euro VfL Bochum). Auch bei den restlichen Spielen der Saison 2008/2009 zahlten die Fans des FC Bayern mit Ausnahme von lediglich 2 Spielen (bei Eintracht Frankfurt und Schalke 04) jeweils mehr Eintritt.

Im darauffolgenden Spieljahr 2009/2010 stiegen neben den Eintrittspreisen auch wieder die Topspielzuschläge. Bei Hertha BSC und dem Hamburger SV zahlten die Fans des FC Bayern im Vergleich zu den Bochum-Fans jeweils 10,- Euro mehr für die günstigste Gästekategorie, in Stuttgart, Mönchengladbach, Nürnberg, Bremen und bei der TSG Hoffenheim zahlten die Fans des FC Bayern München jeweils 5,- Euro mehr als die Bochumer Anhänger. In der vergangenen Saison war der Preis dann bei 5 Spielen (Eintracht Frankfurt, Hannover 96, Köln, Mainz sowie Schalke 04) exakt gleich, was jedoch größtenteils damit zu tun hatte, dass die Fans des VfL Bochum nun tiefer in die Tasche greifen mussten und keineswegs auf einen Topspielzuschlag verzichtet wurde, die Preise stiegen einfach an.

Am Ende der Saison 2008/2009 haben Fans, die alle Auswärtsspiele des FC Bayern besucht haben, im Vergleich zu den Fans des VfL Bochum knapp 50,- Euro mehr gezahlt, in der Saison 2009/2010 waren es dann bereits 54,- Euro mehr.

Hierbei wird jeweils von nicht ermäßigten Eintrittskarten im Stehplatzbereich oder günstigsten Sitzplatzbereich ausgegangen, sofern keine Stehplätze für Gästefans zur Verfügung stehen. Die Thematik macht natürlich auch vor den Sitzplätzen für Gästefans keinen Halt.

Für die aktuelle Saison liegt uns noch keine Auswertung vor, da noch nicht alle Eintrittskartenpreise bekannt sind, jedoch ist eine Verbesserung keineswegs sichtbar. Für die Spiele beim Hamburger SV und beim FC Schalke 04 zahlen die Fans des FC Bayern inklusive Topspielzuschlag jeweils 22,- Euro für eine Stehplatzkarte!

Aufgrund der offensichtlichen Ungleichbehandlung haben wir dies mit der Fanbetreuung des FC Bayern München thematisiert. Der FC Bayern hat uns signalisiert, dass sie als Verein die Thematik ähnlich einschätzen und bei diesem Thema Handlungsbedarf sehen. Wir haben uns natürlich auch informiert, wie das Thema Topspielzuschlag in anderen europäischen Top-Ligen gehandhabt wird. Interessant finden wir die Regelung aus der englischen Premier-League. Hier sind Gästefans von Topspielzuschlägen ausgenommen. Bei einer solchen Regelung sind nur Zuschauer von den Topspielzuschlägen betroffen, die wenige ausgesuchte Spiele besuchen und deswegen einen Zuschlag leichter verkraften. Sowohl Jahreskartenbesitzer der Heimmannschaft, die nach der Natur der Sache von Topspielzuschlägen ausgenommen sind, als auch Fans, die ihre Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten, sind davon ausgenommen. Gerade die Problematik, dass die Fans mancher Vereine auswärts öfter oder wie in unserem Fall so gut wie immer von Topspielzuschlägen betroffen sind und andere Fans selten oder so gut wie nie, ließe sich durch eine solche Regelung auch bei uns in der ersten und zweiten Bundesliga beheben. Dies kann durch eine verpflichtende Richtlinie der DFL für die ihr angehörigen Vereine, für sämtliche Karten der Gästefans (Steh- und Sitzplätze) keine Topspielzuschläge erheben zu dürfen, erreicht werden.

Wir hoffen, dass Sie sich mit der Thematik auseinandersetzen und sich hinsichtlich der Problematik bis zu Beginn der kommenden Saison etwas tut.

Freundliche Grüße,
Arbeitskreis Fandialog FC Bayern München